Verurteilte, 
    
    die der Tod nicht will...
 
JOSEPH 
  SAMUELS 
  
  Im September 1803 wurde in Sydney ein Einbrecher mit Namen
  Joseph Samuels angeklagt, einen Polizisten, der ihn beim Einbruch 
  überrascht hatte, erschlagen zu haben. Samuels wurde zum Tode 
  verurteilt und auf einem Karren zum Marktplatz gefahren, wo er 
  gehenkt werden sollte...
  
  Der Karren hielt unter einem zwischen zwei Bäumen befestigten Balken
  an. Das Seil baumelte schon herab, und ein Komplize Samuels, der
  noch kein Geständnis abgelegt hatte, wurde herbeigeführt, um an der 
  
  Hinrichtung teilzunehmen. Im Augenblick, als der Henker in den Karren 
  kletterte, um Samuels den Strick um den Hals zu legen, bat dieser um 
  ein letztes Wort. Er gestand noch einmal, er habe den Einbruch began-
  gen, aber er schwor, nichts mit dem Verbrechen zu tun zu haben, des-
  sen man ihn beschuldigte. Der wirklich Schuldige befände sich an sei-
  ner Seite. 
  
JOHN 
  LEE  
  Am 
  23.Februar 1895 wurde John Lee um 8 Uhr 55 im Gefängnis von Exeter, England, 
  zum Schafott geführt. Er hatte eine alte Dame mit fünfzig Messerstichen 
  getötet. Und nun sollte er für 
  die schreck-liche Tat büßen...
  
  Der Henker verstand sein Geschäft und hatte am Vortag alles sorgfältig 
  vorbereitet. Das Seil war geölt und die Klappe, durch die der Deliquent 
  fallen sollte, hatte er einige Male und mit einem achtzig Kilo schweren Sandsack 
  ausprobiert. Eine Hinrichtung, wie es schien, die keine Probleme mit sich bringen
  würde... 
  
  Den Kopf mit einer Kapuze aus grauem Stoff bedeckt, die Hände auf dem Rücken 
  zusammengebunden,
  stellte man John Lee auf die Klappe. Ob er noch etwas sagen wolle? Als Antwort 
  hörte man nur sein 
  Zähneklappern. Der Strick wurde um seinen Hals gelegt, mit dem Knoten unter 
  seinem linken Ohr, so
  daß sein eigenes Gewicht ihm die Wirbel brechen würde, was normalerweise 
  einen sofortigen Tod her-
  beiführt. 
  
  Der Pfarrer, der das Vaterunser betete, trat einen Schritt zurück, der 
  Gefängnisdirektor gab mit dem Kopf 
  das Zeichen, und der Henker betätigte den Hebel, der die Klappe öffnen 
  sollte. Es geschah jedoch  ab-
  solut nichts! Die 
  Wachen ergriffen den bis dahin noch ahnungslosen Lee beim Arm und führten 
  ihn einen Schritt zurück. Der 
  Henker 
  eilte nun herbei und 
  sah nach, warum die Klappe sich eben nicht geöffnet hat-
  te. Doch das einzige, was er feststellen konnte: die Mechanik hatte funktioniert 
  und die große Eisenklinke,
  welche die Klappe waagerecht hielt, war hochgeschnellt, und dieses letzte verbindende 
  Teil zwischen
  dem Leben und Tod des Deliquenten hätte eigentlich nach unten kippen müssen. 
  Kopfschüttelnd stellte der Henker alles wieder erneut ein ein und zog am 
  Hebel. Die Klappe vor den Füßen des Verurteilten, sauste sofort nach 
  unten...
  
  Nachdem die Falltür wieder geschlossen worden war, stellte man John Lee 
  nun ein zweites Mal darauf, und ohne das Zeichen des Gefängnisdirektors 
  abzuwarten, zog der Henker an seinem Hebel, der Riegel unter der Klappe sprang 
  mit einem leichten Klick zur Seite, aber die Klappe öffnete sich wieder 
  nicht. Auf 
  Bitten des Pfarrers befahl der Gefängnisdirektor schließlich, John 
  Lee in seine Zelle zurückzubringen. Dieser wartete dort eine Stunde, dann 
  brachte man ihn erneut zum Galgen.
  
  Es 
  passierte wieder das gleiche: der Arretierhebel sprang zur Seite, aber die Klappe 
  fiel nicht herab, son-
  dern allen Gesetzen der Schwerkraft zum Trotz verharrte sie unbeweglich in ihrer 
  Stellung. Verzeifelt wurd-
  den zwei weietere Versuche unternommen  immer mit dem gleichen Ergebnis. 
  Schließlich griff der an-
  wesende Vertreter der Krone ein und hob das Urteil gegen John Lee vorläufig 
  auf. 
  
  Zehn Tage lan wurde der Bericht vom Home Office in London eingehend geprüft. 
  Der Fall wurde sogar im Parlarment vorgetragen, und man kam zum Schluß, 
  die verhängte Todesstrafe von John Lee in lebens-
  längliches Gefängnis umzuwandeln. Einige Jahre später kam ihm 
  ein neuer Erlaß zugute und schließlich
  sogar die königliche Begnadigung. John Lee war übrigens wirklich der 
  Mörder der alten Dame. Er hatte dies nie geleugnet...
  
  Viele Jahre später sagte er einem Reporter: "Ich glaube, an diesem Tag 
  hat mir irgendeine Macht gehol-
  fen, die stärker ist, als jede Erdanziehung." 
  

Langsam 
  wurde die Menge ungeduldig, und der befehlshabende Offizier der militärischen 
  Wache, die 
  um den Karren aufgestellt war, gab dem Henker ein Zeichen, Samuels das Seil 
  um den Hals zu legen. 
  Dann erscholl der Knall der Peitsche, das Pferd, das vor den Karren gespannt 
  war, stob augenblicklich 
  davon und Samuels kippte nach unten weg.  Einen 
  Augenblick lang schaukelte der Körper nun am Seil 
  hin und her, doch dann riß es und Joseph Samuels krachte stöhnend 
  auf den Boden. Die Wache richte-
  te die Gewehrläufe auf die aufgeregte Menge, während der Henker ein 
  neues Seil anbrachte und Pferd
  und Wagen zurückgeholt wurden.
  
  Da der Verurteilte sich beim Sturz verletzt hatte und nicht mehr fähig 
  war, alleine zu stehen, setzte man 
  ihn auf eine Tonne im Karren. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, hieb 
  der Henker nochmals mit der 
  Peitsche auf das Pferd ein, das wie beim ersten Mal erschreckt losgaloppierte. 
  Samuels hing weder am 
  straffgespannten Seil, zuckte erbarnmungswürdig, aber dann begann sich 
  plötzlich das neue Seil Faser 
  um Faser aufzudrehen und wurde zusehends länger! Mit 
  einem Mal herrschte Totenstille in der Menge, 
  alle sahen wie gebannt zu dem  Gehenkten, der sich 
  mit dem Aufwinden des Seiles langsam um die ei-
  gene Achse zu drehen begann, bis seine Füße zum zweiten Mal an diesem 
  Tag den Boden berührten!
  
  Die Schaulustigen waren zunächst fassungslos, dann forderten sie lauthals 
  die Freilassung des Verur-
  teilten. "Genug damit! Das ist Gottes Wille! Er ist unschuldig!" schrie 
  jemand, dann stürmten die Leute
  auf die Soldaten zu, welche die laut protestierenden Menschen nur durch die 
  aufgepflanzten Bajonette
  zurückhalten konnten. 
  
  "Machen Sie schnell ein Ende!" befahl der Offizier dem Henker. Da in 
  der gebotenen Eile aber kein ande-
  rer Strick aufzutreiben war, band dieser das eben benutzte Seil mit einem Knoten 
  zusammen, während 
  zwei Soldaten nun zum  
  dritten Mal Samuels  mehr tot als lebendig  auf den Karren zerrten, 
  wo der Hen-
  ker ihm erneut den Strick um den Hals legte. Und während nun die ersten 
  aufgebrachten Zuschauer da-mit begannen auf die Soldaten einzuschlagen, die 
  einen schützenden Wall um das Szenarium gebildet hatten, tat auch das Pferd 
  zum dritten Mal seine Pflicht und galoppierte mit dem Wagen los. 
  
  Dieses Mal riß das Seil kurz über dem Hals des Verurteilten...
  
  Joseph Samuels schien der Tod nicht haben zu wollen! Und um einen blutigen Aufstand 
  zu verhindern,
  und weil er wohl auch selbst bereits von Zweifeln befallen war, es ein viertes 
  Mal zu versuchen, gab der Offizier nun den Befehl, den Mann, der dreimal vom 
  Tod abgewiesen worden war, ins Gefängnis zu tra-
  gen. 
  
  Einige Zeit später wurde dann auch Samuels Komplize zum Tod durch den Strang 
  verurteilt. Dieser hatte weniger Glück und im Angesicht des Todes gestand 
  dieser, daß er es gewesen war, der das Verbrechen
  begangen hatte, wegen dem Samuels hätte sterben sollen. Samuels wurde gefeiert 
  und entlassen. Er
  fiel jedoch sehr schnell in seine alten Gewohnheiten zurück, wurde auf 
  frischer Tat ertappt und wegen Stehlens schließlich zu langer Zwangsarbeit 
  verurteilt. 
  
  Er ertrank, als er mit zwei anderen Gefangenen einen Fluchtversuch unternahm... 
  


 
  In 
    der Geschichte der Exekutionen
    kam es bei dem Versuch, ein Todesurteil zu vollstrecken, zuweilen zu haarsträubenden
    Vorgängen.
    
    Mit John Lee (England) und 
    Joseph Samuels (Australien) meinte es das Schicksal besonders gnädig 
     der Tod
    wollte sie absolut nicht haben.
    Aber vorher durchlebten sie die Hölle
   
Ob 
  bei der Folter, bei der 'Hexenprobe' oder bei Hinrichtungen
   immer wieder kam es in den zurückliegenden Jahrhunderten zu
  Ereignissen, die nicht nur 'wundersam' waren, sondern durchaus
  den 'Rang' eines echten Wunders einnahmen...
 
   DIE GANZE WELT 
    DES ÜBERSINNLICHEN                                                   Im 
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