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Dezember 1924: Grauenvolle Entdeckung
Unter den Einwohnern der
schlesischen Kleinstadt galt der Gastwirt
und Kirchenorganist Karl Denke als gutmütiger und frommer Mann und
allgemein wurde er 'Vatter Denke' genannt. Seine Inhaftierung kurz vor
Weihnachten 1924 rief daher bei zahlreichen Bürgern Empörung hervor.
Was war passiert...?
Am 21. Dezember tönten plötzlich laute Schreie aus dem kleinen Gast-
hof Karl Denkes in der Teichstraße 10 und ein Nachbar rannte rasch auf
die Straße hinaus, um nachzuschauen, was da los war. Kaum vor dem
Haus angelangt, taumelte ihm ein Mann in die Arme, der aus dem Wirts-
haus zu flüchten schien ein Herumtreiber namens Vinzenz Olivier. Die-
ser deutete stammelnd, auf eine stark blutende Kopfwunde und beteuer-
te unaufhörlich, der alte Denke habe soeben versucht, ihn von hinten
mit
einer Spitzhacke zu erschlagen. Der Nachbar glaubte dem Vagabunden
kein einziges Wort und schickte nach der Polizei.
Auch diese wollte dem Landstreicher zunächst keinen Glauben schen-
ken. Vor allem, da man wußte, daß 'Vatter Denke' schon immer ein
Herz für die Ärmsten der Armen gehabt, und für Handwerksburschen
und Rumtreiber immer einen kostenlosen Schlafplatz zur Verfügung hat-
te. Karl Denke selbst behauptete, der Bursche habe ihn bedroht und
ausrauben wollen, und die Wunde habe er sich wohl auf seiner Flucht
zugezogen, was absolut einleuchtend klang. Doch Vinzenz Olivier ließ
nicht von seiner Geschichte ab und erstattete Anzeige gegen Denke.
Nach dem Essen, so behauptete
der Landstreicher, habe Denke ihn gebeten, einen Brief zu schrei-
ben, den er ihm diktieren wolle. Als er sich dann beim Schreiben zu Denke
umdrehte, habe er aus
den Augenwinkeln heraus gesehen, wie dieser mit der Hacke nach seinem Kopf
schlug. Er habe sich
so schnell als möglich weggeduckt, aber dennoch einen heftigen Schlag
mitbekommen. Dann sei er
aufgespungen und aus der Küche geflohen...
Obwohl der Beschuldigte über jeden Verdacht erhaben zu sein schien, war
es angesichts der Anzei-
ge unumgänglich geworden, die Wohnung auf Blutspuren zu untersuchen.
Darauf hoffend, dort kein
Blut vorzufinden und dann den Landstreicher einsperren zu können, machten
sich die Männer daran,
Denkes Wohnung zu untersuchen. Sie fanden viel Blut auf dem Boden, und als
einer der Polizisten
nach einem Eimer suchte, um das aufgewischte Beweismaterial, das nun gegen
Karl Denke zu spre-
chen schien, mit auf die Wache zu nehmen, stieß er in der Küche
auf zwei Bottiche mit in Essig
eingelegten Fleischbrocken, einen Kübel voll mit menschlichen Knochen,
Töpfe mit ausgelassenem
Fett und einen Sack mit 350 Menschenzähnen. Karl Denke wurde augenblicklich
verhaftet und in ei-
ne Arrestzelle gesteckt. Die weitere Suche förderte fünf Notizblätter
zu Tage, aus denen hervorging,
daß der Gastwirt mindestens seit zehn Jahren (1917 verzeichnete er die
größte Zahl an Opfern) rei-
sende Handwerker und Hausierer zerstückelt hatte. In einem der Bottiche
fand man zahllose gepö-
kelte Fleischstücke aus der Brust-, Bauch- und Gesäßregion verschiedener Opfer.
In zwei mittelgros-
ßen Töpfen befand sich frisch gekochtes Menschenfleisch. Von 12 Toten
fanden sich sogar noch
Ausweispapiere...
Anhand der Knochenfunde und der Namensliste Denkes stellte man rasch fest,
daß der fromme und
gütige Mann mindestens 31 Männer und Frauen umgebacht und sie buchstäblich
verwurstet hatte. Dabei hatte Karl Denke penibel Buch geführt, das 'Lebendgewicht'
der Opfer notiert, deren Namen,
Alter und das Todesdatum. Aus der Haut einiger Opfer hatte er Schnürsenkel
und Hosenträger ge-
fertigt.
Zu einer Aussage Denkes ist es nie gekommen. Als man ihn nach den entsetzlichen
Funden am
22. Dezember verhören wollte, fand man ihn tot in seiner Zelle vor. Denke
hatte sich an einem seiner
Hosenträger am Zellenfenster erhängt. (Foto des Toten siehe oben).
Nun weiß man über
die Motivation des Karl Denke absolut nichts, weil er sich schon vor
seinem ers-ten Verhör durch Selbstmord jeder Einschätzung entzog.
Aus seinem gütigen und hilfsbereiten We-sen schlossen viele
seiner damaligen Mitbürger, daß hier Dämonen oder gar der
Teufel selbst von der Seele Denkes Besitz ergriffen hätte. Sein wahres
Ich habe sich immer als selbstlos und opfernd dar-gestellt, und seine
Frömmigkeit sei gewiß nicht geheuchelt gewesen...
Dem widerspricht aber deutlich die Richtschnur, die die katholische Kirche
für Fälle festlegt, in denen
sie Besessenheit vermutet: Danach wird der seelische Ausnahmezustand
einer Person (in diesem Fall die Besitzergreifung ihrer Seele
durch dämonische Geistwesen, welche in ihr "wohnen", durch die besessene
Person sprechen und handeln, und welche deren Persönlichkeit zeitweilig
oder auf Dauer zurückdrängen) dadurch deutlich, daß sie:
1. mehrere Wörter in einer ihr fremden Sprache spricht
oder verstehen kann.
2. Entferntes und Verborgenes offenbart (was immer damit auch gemeint sein
mag)
3. Kräfte freisetzt, die über ihr Alter und ihre körperliche Verfassung weit
hinausgehen.
Außerdem kommt es zu Spukvorfällen, übelsten Lästerungen und ordinären
Beschimpfungen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, so meint die Kirche, könnte
Besessenheit vorliegen und Kirchenobere dürfen einem Exorzismus (der
Austreibung des Dämonenwesens) zustimmen.
Diese Voraussetzungen waren weder bei Denke, noch bei den anderen oben genannten
Massenmör-
dern vorhanden. Eher war das Gegenteil der Fall, denn sie agierten stets unauffällig
und immer darauf bedacht, daß ihre Tat(en) unentdeckt blieb(en). Und
keiner von Ihnen fiel dadurch auf, daß er Wörter,
Lieder oder Flüche in einer längst vergessenen, ihm unbekannten
Sprache redete. Lüdke war froh, die
Muttersprache halbwegs anwenden zu können der Typ hatte einen
echten Sprung in der Schüssel.
Denke, Kürten und Haarmann wuchsen mit einem geringem Selbstwertgefühl
auf, was sich mit zu-
nehmendem Alter in einer völligen Ichbezogenheit ausdrückte. Kürten
sagte später glaubhaft aus, daß
der eigentliche Geschlechtsverkehr mit den Opfern meist nur eine untergeordnete
Rolle gespielt habe. Auch die Tötung des Opfers selbst sei nicht das
Berauschende gewesen, sondern das Spritzen des
Blutes oder das Trinken des hervorquellenden Blutes (letzteres tat er zuweilen
so ausgiebig, daß er
sich oftmals nach vollendeter Tat auf Grund der großen Mengen, die er
gierig gesoffen hatte, hinter ir-
gendwelchen Büschen auskotzen mußte.) Alle Täter, und dazu
darf man Denke sicherlich auch rech-
nen, hatten niemals große Angst, daß man Ihr Treiben entdecken
würde. Nichts, aber auch wirklich
gar nichts, deutet bei den hier genannten Massenmördern also auf Bessenheit
hin.
Da man die auf Grund
der fehlenden typischen Erscheinungsformen ausschließen
kann, könnten
die scheinbar unerklärlichen Verhaltensmuster bestenfalls auf die Existenz
von Urbildern verweisen,
die tief in unserer menschlichen 'Ur-Wurzel'/Seele schlummern. Diese animalischen
Urtriebe können im Extremfall eine nach außen völlig normal
erscheinende Person plötzlich zum Triebtäter oder Mör-
der werden lassen. Meist geht ein tiefgreifendes Schlüsselerlebnis voraus,
das diese Abkehr vom
Normalen in die Triebleidenschaft einleitet allmählich und schleichend
oder auch abrupt, völlig über-
ganglos.
Auch heute noch, zu Beginn
des 3. Jahrtausends, fällt es den Schulmedizinern wie Esoterikern glei-
chermaßen schwer, diagnostisch zwischen Besessenheit und gewöhnlicher Psychose
zu unterschei-
den. Was die eine Seite pauschal als Aberglauben abtut, wird von zahllosern
Anhängern der Beses-
senheitstheorie oft allzu rasch und leichtfertig als 'typisches Zeichen von
echter Besessenheit' ge-
wertet. Ich selbst habe Probleme damit, an Besessenheit zu glauben. Andererseits:
würde ich ein-
mal Augenzeuge eines Exorzissmus sein (so eine Austreibung der harten Sorte)
ich fürchte, ich
würde für den Rest meines Lebens aus keiner Kirche mehr rauszukriegen
sein. Und dieses Kern-
chen Furcht, es könnte ja doch so etwas wie Bessenheit geben, dieser
nie erlöschende Funke in
unserem Ich ist es wohl auch, der uns erst öffnet für derartige
Phänomene. Angst vor etwas Be-
stimmtem zu haben, ist gleichzeitig die Anerkennung der Existenz dieser Angstursache.
Insofern
macht uns dies auch verletzlich/empfänglich. Ich kann mir bei Gott nicht
vorstellen, daß hartgesotte-
ne Atheisten je Symptome von Besessenheit an den Tag legen. Gerne lasse ich
mich da aber eines
besseren belehren...
Schlußbetrachtung zu Karl Denke:
Der Kriminalpsychologe Professor Richard Herbartz ging davon aus, daß Denke
ein perverser Psy-
chopath mit regressiven Zwangsvorstellungen gewesen sei, die ihn auf eine
frühe Entwicklungsstufe
der Menschheit, den Kannibalismus, zurückgeführt hätten. Auch der fetischistische
Charakter seiner
Mordtaten zeige sich insbesondere an der Eigenheit, daß Denke die Körperteile
seiner Opfer immer
wieder wog, die Gewichte notierte und aus Hautstücken Hosenträger und Schnürsenkel
anfertigte...
Meine Meinung: Die Kaninbalen sind heute Gott sei Dank rarer geworden. Yoghurt
und Müsli in den
Supermarktregalen haben die Zunft wahrscheinlich aussterben lassen. Ansonsten
wäre es ein echtes
Drama man stelle sich nur einmal vor, wie rasch man heute eine Menschenfleisch-Franchise-Kette
im Markt etablieren könnte. Gott ja und keiner würde es merken!
Obwohl bei Google, meinem Such-
maschinen-Favoriten, erscheinen nach der Eingabe von 'franchise' 38.000 Homepages.
Das macht nachdenklich, oder? Wenn da einer drunter wäre, der ...
Gute Nacht...schlafen Sie gut...