© 2004 by Ray O. Nolan  
  Juli 2005: Bombenterror in London...

Blutige Terroranschläge in der englischen Hauptstadt. Mehrere Bomben gehen fast zeit-gleich hoch und es gibt viele Tote, Hunderte von Verletzte, Sachschaden in Millionen-höhe, traumatisierte Menschen und Angst auf Londons Straßen. Wäre es nicht so schlimm, so blutig, so völlig unvorhergesehen, könnte man glauben, es handele sich um eine Medienente um das alljährliche Sommerloch etwas aufzupäppeln.

Warum?

Weil es – nach den letzten Jahren mit seinen blutigen Vergeltungskriegen, den Milliarden schweren Anti-Terror-Einrichtungen, den scharfen Einreisebestimmungen und Kontrollen – eigentlich gar keine Chance mehr für Terroristen geben könnte, in einem solchen Ausmaß zuzuschlagen. Darum.

Inzwischen darf man auf Flügen in die USA nicht mal mehr ein Einwegfeuerzeug mit-nehmen, muss seinen Daumenabdruck am Zoll hinterlegen oder die Pupille wird einem ausgeleuchtet. Alliierte Truppen sind in Afghanistan und im Irak um dem Terror die Stirn zu bieten und in unseren Pässen findet sich fast unser Lebenslauf wieder. Die Benutzung von Handys wird von allen Seiten gefördert, weil man damit nach Belieben ohne viel Auf-hebens und Genehmigungsverfahren jedes Gespräch belauschen kann und man trichtert uns ein, wie sinnvoll es ist, nun an Bord des Autos ein Satellitenfunksystem zu haben, das immer weiß wo wir uns gerade befinden (Einziger Vorteil: es sagt uns, dass wir nun gleich rechts abbiegen müssen...).

Wir sind nicht nur nur gläserner geworden. Wir sind Glasmenschen.

Und nun das! Alles nutz nix. Jedenfalls hilft es scheinbar nicht, sich präventiv gegen blutige Terroranschläge zu wappnen. Links werden wir mit einem etwas 'zunehmendem terroristischen Umfeld' abgelenkt, während die Jungs zur Rechten in Seelenruhe den nächsten Coup vorbereiten können. Und mit jedem dieser schrecklichen Anschläge nehmen wir mit Freuden auf, wenn man nun viele hundert Millionen Menschen noch durchsichtiger macht, um so angeblich 5.000 oder 10.000 wild entschlossenen Terroristen das Leben mal wieder ein bisserl schwerer zu machen. Unsere Angst, möglicherweise einmal selbst zu den 0,00001 Prozent der Opfer zu gehören, macht uns nach solchen Attacken immer wieder aufs Neue bereit, uns noch ein bißchen mehr einknebeln zu lassen.

Heute starben mit einem Schlag in London 30 bis 50 Menschen. Das ist statistisch gesehen hier die oberste Reihe. Und doch werden daraus mehr Konsequenzen erwachsen als aus den rund 7000 bis 8000 Verkehrstoten, die jeweils wir und die Engländer alljährlich zu beklagen haben. Bald schon wird der Ruf nach mehr Sicherheit durch die englischen Medien hallen und die Politik wird dem nur allzugerne nach-kommen...


Kann das bei uns auch passieren?
Immer und jeder Zeit. Und wenn die Terroristen wollen, dass Angela Merkel bei den vorgezogenen Neuwahlen im Herbst gewinnt, genügt schon eine Bombe in irgendeinem städtischen Einkaufszentrum und der Kuchen ist gegessen. Inzwischen machen sie nämlich Politik, die Terroristen. In Madrid konnten sie die Regierung innerhalb von vier Tagen abwählen lassen. Und wenn Angela sich dazu durchringt, George Bush tapfer zur Seite zu stehen, damit die deutsch-amerikanischen Beziehungen wieder ins Lot kommen, dann wird man auch in Deutschland mit gemischten Gefühlen in die U-Bahn oder in den Intercity einsteigen müssen.

Harte Zeiten. Terror und Gegenterror. Und dazwischen stehen unsere persönliche Freiheit und die bedauernswerten Opfer. Und leider ist gegen Terrorismus noch kein Kraut ge-wachsen. Nicht jedenfalls gegen einen Terrorismus, der nichts fordert sondern nur vergelten möchte. Was uns bleibt, ist die Opfer zu betrauern und zu hoffen, dass wir nicht zu den nächsten gehören.

Und sowas nennt man Ohnmacht...











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