V O R R E D E   A N    D E N   L E S E R


V O R W O R T
vom Herausgeber dieser alten Ausgabe


   Für meinen Leser; so wie es eine ärgerliche Beleidigung an der ganzen
Natur ist, vor der Öffentlichkeit die Kenntnis von wichtigen und seltenen Din-
gen geheimzuhalten, und daß es ein abscheuliches Verbrechen unter den
Menschen ist, nicht an den Tag zu bringen, jenes, was man gedeihen lassen
kann, mitzuhelfen an ihrem Vorteil und ihrem Vergnügen:

    Es ist auch eine glanzvolle und rühmliche Handlung, welche nicht weniger,
als Beifall und ewige Lobpreisungen verdient: Wenn man mit all seinen Kräften
daran arbeitet die Wahrheit triumphieren zu lassen, wie auch das Verständnis
zu erleichtern, von alledem, was selbst damals überhaupt nicht erkannt, oder
auch allgemein eingehämmert wurde. Da dies so ist, wie ich hier erläutert
habe, mache ich mir Hoffnung, daß Dir ein so perfektes geschriebenes Werk
gegeben wurde, wie jenes welches ich Dir anbiete.

   Du wirst meinen Eifer, Dir dienlich sein zu wollen, achten, ebenso meine
Absicht, mich zu bemühen Dir zu gefallen, oder Du wirst wenigstens meine
Arbeit gutheißen, wenn Du sie auch nicht umkränzen willst mit Deinem
Applaudieren und Deinen Lobpreisungen.

   Das, was mir ein so süßes Gefühl und einen so schmeichelhaften Gedan-
ken eingibt, ist die Hochachtung, die ich vor Deiner Klugheit und vor Deiner
Gerechtigkeit habe, welche mich überzeugt hat, daß - wie es das Anständige
eines vernünftigen Menschen ist - niemals ein Urteil zu fällen ist, über etwas
wie es sei, ohne eine eigene Betrachtung und einer perfekten Kenntnis des
Themas, über welches man seine Empfindungen prüfen sollte; daß Du mich
auch nicht tadeln wirst, ein Buch gedruckt zu haben, welches man sich so oft
abgedruckt gewünscht hat; daß Du nicht "oh weh!" sagst, sondern viel mehr
die Motivation erkennst, die mich bewegte und die auslösenden Gründe, es
Dir so zu geben, wie es nun vorliegt.

   Es ist demnach begründet, mein teurer Leser, daß ich es Dich lehre, nicht
nur um mich vor den Lästerzungen in Sicherheit zu bringen, sondern auch um
mir den Ruhm zu erwerben, welcher mir gebührt: Das erste ist, daß alle ande-
ren Abdrucke so sehr hinsichtlich der Rechtschreibung der Worte reichlich mit
Fehlern versehen sind. Dies ist begründet in der Substanz der Verse, welche
man hier dort verändert hat und was ich in diesem Werk behoben habe.

   Das Zweite ist, daß die Vorhergehenden nicht die beträchtlichen Dinge
bemerkt haben, welche sich seit unserer Zeit zugetragen haben, weil sie bis
jetzt davon keine Kenntnis hatten und nicht vermochten, die Geheimnisse,
verdeckt von diesen unverständlichen Prophezeiungen, bis in unsere Zeit
hinein zu erkennen.

   Das Dritte letztlich ist, daß wenn auch alle vorangegangenen Exemplare all
die Vollkommenheiten gehabt hätten, die man sich wünschte, würden sie die-
se heute nicht mehr haben. Ich gliedere alles systematisch auf, um den Vor-
wurf zu würdigen, nicht einer ganzen Welt offenbaren zu wollen, was sie
begehrt. Einen Schatz, den ich mich dann rühme, allein vollkommen zu
verstehen.

   Du siehst also, daß jenseits der Seltenheit dieses Werks, welches sie aus
diesem einzigen Grund ziemlich achtbar übergeben, es auch noch viele
andere Vorteile hat, die es Dich viel höher lassen werden, als all jenes, was
man vorangehend hatte. Ich bin fast überzeugt, daß die Klärung und die
Kenntnis, welche es Dir von den bedeutensden Ereignissen unserer Zeit ge-
ben wird, Dich sehr zufriedenstellen werden.

   Aber das, worüber ich mehr Gewißheit habe, ist, daß Du die seltsamen
Anführungen dieses Buches nicht versiegelst deutest, und daß Du nicht sehr
erfreut sein wirst, in Klarheit zu erkennen, was unser Prophet durch undeutli-
che Ausdrücke und doppelsinnige Worte verborgen hat. Ergreife also die
Mühseligkeit sie zu lesen und Du wirst die Hochzeit von Henry dem Grossen
mit Maria von Medici finden, ungeachtet des Widerstands eines Herzogs, die
Ablösung dieser Königin in der Stadt Marseille, das traurige Ende und den
gewaltsamen Tod dieses großen Fürsten, wie auch die Stadthalterschaft des
Standes durch den Marquis Dancre in der ersten Prophezeiung unseres
Jahrhunderts in den ersten sechs Versen dieser Prophezeiungen.

   Seite 72, dort wirst Du die Rebellion der Bourdelois sehen und den Überfall,
den sie von Schloß "Trompette" während der letzten Unruhen der Königlichen
machten.

   In der Centurie XII., Quatr. 62, Seite 127, dort findest Du das grausame und
schändliche Ende des Königs von England durch die Hand eines Henkers in
der Centurie IX., Quatr. 49, Seite 106, wie auch den feindlichen Einfall und die
Gewaltherrschaft von Cronvvel in der Centurie 8, Quatr. 76, Seite 95.

   Die gerechte Rache, die der Sohn des Todes nach seiner Wiedereinsetzung
in die Krone, nicht nur für die blutige Freveltat, sondern auch für all seine
Zweckunternehmungen bekam, in der Centurie X, Quatr. 9. Seite 114. Die
schändliche Flucht dieses jungen Prinzen aus seiner Lage und die Regie-
rungsweise des Gewaltherrschers, welcher ihn seines Throns beraubt, in der
Centurie X. Quatr. 22, Seite 115.

   Die Umarmung der Hauptstadt dieser Inseln in der Centurie II. Quatr. 51,
Seite 20, das Attentat des Kanzlers dieses Königreichs gegen seinen Re-
genten und das Vaterland. Und seine schändliche Verbannung von denselben
in den Prophezeiungen der laufenden Jahre dieses Jahrhunderts, im XXV. der
sechszeiligen Strophe.

   Du wirst dort den Tod der Königin Marie Anne von Österreich sehen in den
gleichen Prophezeiungen. Und das Jahr LIV. der sechszeiligen Strophe, wie
auch derjenige des Kardinals Mazarin in der gleichen Seite, vier Strophen
weiter unten. Letztendlich wirst Du hier die Revolution Portugals in der Centu-
rie VIII. Quatr. 90, Seite 97, beobachten und viele andere schöne Raritäten,
welche Deine Lesung verdienen, und die Dich ohne Zweifel verpflichten wer-
den, das Werk, welches ich Dir anbiete, günstig anzuerkennen.

   Erkenne also mit Vergnügen und mit Hochachtung, was dem Werk gebührt.
Und auch das, was es Dir beschwörend anbietet, während es Dir Frieden und
Seelenheil wünscht...