DEM UNBESIEGBAREN, ALLERMÄCHTIGSTEN
UND CHRISTLICHSTEN


HEINRICH II
KÖNIG VON FRANKREICH.

M I C H E L   N O S T R A-D A M V S
Ergebenster und gehorsamer Diener und Untertan.

Sieg und Glück.


Wegen der überaus großen Beachtung, die ich, o christlichster und sieg-
reichster König, erhalten habe, seit sich vor meinem Antliz, das lange Zeit
verdunkelt war, Eure gotterfüllte Majestät gezeigt hat, werde ich nicht ablassen,
jenen Tag zu preisen und würdig zu ehren, an dem ich zum ersten Mal das
Glück hatte, Eure einzigartige und menschenfreundliche Majestät zu erblicken.
Nun suche ich nach einer Gelegenheit, die es mir ermöglicht, Eurer ehrwürdi-
gen Majestät mein gutes Herz und meinen guten Mut kundzutun, durch deren
Vermittlung, ehrwürdige Majestät, mein besonderes Können in größerem
Ausmaß bekannt wird. Nun, ich muß erkennen, keine Möglichkeit zu haben,
die Einzigartigkeit meines Werkes aus der Dunkelheit zu erheben, ohne daß
es vor das unumschränkte Auge des ersten Herrschers des Universum ge-
führt wird.

    Lange war ich im Zweifel, wem ich diese drei Centurien, welche den Rest
meiner tausend Prophetien vollenden, widmen sollte. Nach langem Nach-
denken über diese Kühnheit, habe ich mich nun an Eure Majestät gewandt, die
darüber nicht erstaunt sein möge. Es wird ja schon vom ernstzunehmenden
Autor Plutarch in der Lebensbeschreibung des "Lykurgos" dargelegt, daß
die Leute nicht wagten, die Tempel zu betreten, dieselbst mit Opfergaben und
Geschenken gefüllt waren, die man den unsterblichen Göttern geweiht hatte.
Ich jedoch habe, da ich Euren königlichen Glanz wahrnehmen durfte, welcher
mit unvergleichlicher Menschenfreude beseelt ist, mich an Euch gewandt;
nicht wie bei den Perserkönigen üblich, wo es nicht gestattet war, bei ihnen
vorzusprechen, geschweige denn, sich ihnen zu nähern. Ich habe dem wei-
sesten und klügsten Fürsten meine nächtlichen Prophezeiungen und Urbe-
rechungen gewidmet, welche durch den natürlichen Instinkt, begleitet von
feuriger Dichtung, und nach den Regeln der Poesie entstanden.

    Großteils wurde alles auf Grund astronomischer Berechnungen zusammen-
gestellt; ermittelt nach Jahren, Monaten und Wochen der verschiedenen Regi-
onen - überwiegend Ortschaften und Städte ganz Europas, Afrika einge-
schlossen, sowie ein Teil Asiens - durch den Wechsel der Regionen, die sich
unter dem Horizont größtenteils ähneln. Und zusammengestellt vom natür-
lichen, wachsamen Verantwortungsgefühl, was aber mancher, der sich bes-
ser an die eigene Nase fassen sollte, als Reim ansehen wird, dessen Sinn
ebenso simpel, wie schwer zu verstehen ist. Gerade deswegen, o mensch-
lichster König, sind die meisten der prophetischen Vierzeiler dermaßen holp-rig,
daß man in ihnen weder einen Weg erkennt, noch sie interpretieren kann.

   Dennoch hoffe ich schriftlich zu hinterlassen, was die Jahre, Ortschaften,
Städte und Regionen bedeuten, ähnlich der Jahre Tausendfünfhundert-
fünfundachtzig oder dem Jahr 1606. Ich beginne mit der gegenwärtigen Zeit,
welche auf den 14. März 1547 fällt und weit darüber hinaus, bis zu jenem
Ereignis, das nach dem Beginn des 7. Jahrtausends eintreffen wird, gründlich
berechnet, entsprechend meiner astronomischen Ausrechnungen. Nach
meiner Kenntnis werden um diese Zeit die Feinde Jesus-Christi und seiner
Kirche stark zunehmen...

   Dies alles habe ich zusammengestellt und errechnet in Tagen und Stunden,
ausgewählt und geordnet, wie es mir am besten möglich war. Und mit dem
Tag der freien und zwanglosen Minerva ermittelte ich fast ebeno viele
Ereignisse der Zukunft, wie die vergangenen Zeiten und die Gegenwart erfaß-
bare Geschehnisse aufzuweisen haben. Ereignisse, die man im Laufe der Zeit
in allen Gegenden erleben wird - so, wie ich es ausführlich und ohne Über-
treibungen beschrieben habe. Obwohl man ja zu sagen pflegt: Denn von
Zukünftigem ist die Wahr- heit niemals zu bestimmen.


   Es ist wahrhaftig so, Herr, daß ich zunächst nicht glaubte, durch meine
ererbte Wahrnehmungsfähgkeit weissagen zu können. Aber ich habe meinen
natürlichen Instinkt mit meinen fortlaufenden Berechnungen in Einklang
gebracht, da ich die Seele und meinen Geist von aller Sorge und Kümmer-nissen befreien konnte, durch die Ruhe und Besonnenheit des Geistes. Das
gesamte Werk der Voraussagen ist ein Teil des ehernen Drei- Fußes.
Und wieviel es auch von jenen geben mag, die meine besondere Gabe als
eitelen Wahn abtun werden, so ist es schließlich der ewige Gott, der getreu,
gerecht und barmherzig allein mein Richter sein wird, und den ich anflehe, daß
er mich vor den Verleumdungen der Böswilligen verteidigen möge, die ebenso
schändlich fragen könnten, warum Eure ältesten Vorfahren, die könige von
Frankreich, dazu in der Lage waren, die Skrofeln heilen zu können! In anderen
Nationen werden Schlangenbisse geheilt und wieder andere haben einen Sinn
für die Kunst der Weissagungen. Von ähnlichen anderen Dingen hier zu
berichten würde zu weitführen...

   Trotzdem werden jene, welchen die Böswilligkeit schlechter Sinne unver-
ständlich ist, nach meinem Dahinscheiden von dieser Erde im Laufe der Zeit
sehr viel mehr meine Schriften schätzen, als es zu meinen Lebzeiten der Fall
ist - selbst, wenn es scheint, daß ich mich in der Berechnung der Zyklen gerirrt
habe, oder sie einigen nicht genehm sind. Verzeiht mir, allermächtigste Majes-
tät, ich bezeuge vor Gott und seinen Heiligen, daß das, was ich niederge-
schrieben habe, nicht gegen den wahren katholischen Glauben verstößt, selbst
wenn ich meinem Wissen astronomische Berechnungen beigefügt habe.
Denn die Zeiten unserer Urahnen sind folgende, wobei ich mich hierbei der
Korrektur des allerheiligsten Gerichts unterwerfe:

   Der erste Mensch, Adam, lebte vor Noah, etwa 1280 Jahre, wobei die
Berechnungen der Heiden, wie sie Varro niederschrieb, von mir unberück-
sichtigt bleiben. Vielmehr richte ich mich allein nach der Heiligen Schrift und
meinen bescheidenen Erkenntnissen astronomischer Berechnungen. Nach
Noah, und der weltweiten Sintflut folgte 1080 Jahre später Abraham, der ein
hervorragender Astrologe war; er erfand erstmalig die Wissenschaften der
Chaldäer. Danach kam Moses nach etwa 515 oder 16 Jahren. Zwischen
Moses und David lagen ungefähr 570 Jahre. Die Zwischenzeit von David zur
Epoche unseres heiligen, gesegneten Erlösers Jesus Christus, welcher von
der einzigartigen Jungfrau geboren wurde, berägt nach den Angaben der
Chronisten 1350 Jahre. Nun könnte man einwenden, einige der Berechnungen
seien unrichtig, weil sie denen des Eusebius widersprechen. Es folgt nun die
Zeit der menschlichen Erlösung bis zu den abscheulichen Irrlehren der
Sarrazenen, es sind 621 Jahre.

   Seitdem kann man leicht ermitteln, welche Zeiten vergingen und ob meine
Auflistung für alle Nationen gültig ist, zumal alles nach dem Lauf der Gestirne
berechnet wurde, und im Einklang mit gewissen, von den alten Nachfahren
ererbten Gefühlen. Doch dieser Unbill der Zeit, o gnädigster König, verlangt,
daß derartige Ereignisse nur in rätselhafter Sprache offenbart werden, welche
nicht bloß einen einzigen Sinn oder eine Auslegung zulassen, obwohl nicht
auch zweideutige Berechnungen aufgeführt werden.

   Wenn also doch, wegen meiner natürlichen Eingebungen, alles obskur klin-
gen mag, nähern sich die Sprüche dem einen von 1002 Propheten, w elche
seit der Erschaffung der Welt - und Joels Chronik über Karthago - lebten. Ich
werde meinen Geist ausgießen auf alles Fleisch, und Eure Söhne und
Töchter werden weissagen.
Doch solche Prophezeiungen erfolgten durch
den Mund des Heiligen Geistes, der die unumschränkte und ewige Macht
innehat, verbunden mit dem Himmlischen, von des-sen Namen große, erstau-
nenswerte Dinge angekündet werden. Ich lege mir diesen Titel nicht zu, was
Gott auch nicht gefallen würde. Da alles von ihm kommt, schulde ich ihm Dank
für die Gnade, und ehre ihn mit Lob und Preis in alle Ewigkeit. Nichts habe ich
von den Weissagungen beigemischt, denn die Bestimmung aber kommt
vom Wesen Gottes.
Und die Mehrzahl wird vom Lauf der himmlischen
Bewegungen begleitet, derart anzusehen, wie in einem Brennspiegel; wie in
Nebel gehüllt, die großen traurigen, gewaltigen Ereignisse.

   Elend und Gefahren nahen den bedeutensten Gottesdienern. Erstrangig die
Tempel Gottes. Zweitens wegen jenem Verfall, dem sich die Erde nähert, mit
tausend anderen unglücklichen Gefahren, die man im Wandel der Zeit erleben
wird. Denn Gott wird wird die lange Unfruchtbarkeit der Dame erblicken, die
später zwei königliche Kinder gebären wird. Aber sie gerät in Gefahr, die durch
die Verwegenheit der Epoche zur tödlichen Bedrohung innerhalb des Acht-
zehnten wird. Sie wird das Sechsunddreißigste nicht überschreiten, ohne drei
Männliche und ein Weibliches zurückzulassen. Davon werden zwei sein, die
sie niemals vom gleichen Vater empfing. Von drei Brüdern werden immense
Uneinigkeiten ausgehen. Nach ihrer Vereinigung werden sie vier Teile Europas
erzittern lassen, wegen des Jüngsten wird die christliche Monarchie unterstützt
und ausgebaut.

   Sekten kommen auf und werden plötzlich niedergeschlagen, die Araber
zurückgeworfen, Königreiche vereint. Neue Gesetze werden verkündet, und
von den anderen Kindern wird das Erste den Platz der wilden Löwen belegen,
gekrönt und unerschrocken unter Waffen über seine Sippe herrschen. Das
Zweite wird so weit vorwärtskommen, daß es - unterstützt von den Latinos -
das zweite heftige Erzittern des Mont Jevis sieht. Es steigt hinab, um zu den
Pyrenäen zu gelangen, ohne die alte Monarchie anzunehmen, so daß es zur
dritten Flut menschlichen Blutes kommt. Mars wird keine lange Fastenzeit
haben.

   Und es wird hingeschenkt die Tochter zur Erhaltung der christlichen Kirche,
sein Beherrscher verfällt den heidnischen Sekten der neuen Ungläubigen. Sie
hat zwei Kinder, das eine im Glauben, das andere im Unglauben für die Be-
stätigung der katholischen Kirche - und den anderen, der sein großes Durch-
einander veranstaltet. Spät bereut, sind dem Untergang drei Regionen wegen
extremer Differenzen der Linie versprochen: Das Römische Reich, Deutsch-
land und Spanien, welche den Parteien durch die Macht des Militärs den Weg
ebnen. Den 50. und 52. Breitengrad überschreitend, entfernen sich die Men-
schen aller Religionen von den Religionen Europas. Vom Norden, vom 48.
Breitengrad, wo der Erste vergeblich ängstlich zittert, bebt später der äußerste
Westen, Süden und Osten, denn groß wird ihre Macht werden, durch Über-
einstimmung und Bündnisse - unerträglich die kriegerischen Eroberungen.
Der Natur nach sind sie gleich, doch gewaltige Unterschiede im Glauben.

    Danach wird die sterile Dame, die sehr viel mächtiger ist, als die Zweite,
von zwei Vökern aufgenommen. Durch das eigensinnige Erste, welches die
unumschränkte Macht durch das Zweite hat. Und durch das Dritte, das seine
Kräfte im Umkreis bis zum Osten Europas ausweiten wird und bis nach
Ungarn verfolgt - und unterliegt! Durch die Segel der Marine erfolgen Aus-
dehnungen bis nach Trinacrie, der Adria, den Myrmidonen (Griechenland) und
den Deutschen, die alle unterliegen. Und die barbarische Partei, die sämtliche
Nationen in hohem Maß betrübt, wird zerschlagen. Dann beginnt sich das
große Reich des Antichristen nach "Arda" und "Zerás" in großer und unzähl-
barer Menge auszubreiten. Dies dermaßen, daß die Ankunft des Heiligen
Geistes, ausgehend vom 24. Grad, eine Wanderung verursachen wird, und
den Antichristen mit seinen verabscheuungswürdigen Taten vertreibend.

    Dieser führt Krieg gegen den Königlichen - den großen Stellvertreter von
Jesus Christus - und gegen dessen Kirche und dessen Herrschaft während
die- ser Zeit und bis zur günstigen Gelegenheit.
Dies wird vor einer
Sonnenfinsternis glücken, der dunkelsten und schwärzesten, die es seit der
Erschaffung der Welt bis zum Tod und Leiden Jesu Christi und bis hier und
heute gegeben hat. Es wird im Monat Oktober sein, daß es zu einem großen
"Wegschaffen" an einen anderen Ort kommt, dies derart, daß man denken
wird, die Erde habe ihre natürliche Bewegung verloren und sei in ewige
Finsternis gesunken.

   Sie gehen den Zeiten der Urne voraus und werden dann nach den extremen Veränderungen und Wandlungen der Herrschaftsform durch große Erschütte-
rungen der Erde mit dem Wuchern des neuen Babylon kommen. Die elende
Tochter, vermehrt durch die Greueltat des ersten "Holocaust", wird so nicht nur
dreiundsiebzig Jahre und sieben Monate halten: Darauf wird aus dem Stamm
jener, die so lange Zeit unfruchtbar waren, einer hervorgehen, ausgehend vom
50. Grad, der die ganze christliche Kirche erneuern wird. Und es wird großer
Friede, Einigkeit und Eintracht unter den Kindern der verirrten und geteilten
Fronten gemacht werden: Durch verschiedene Regierungen wird der Friede so
konzipiert, daß der Anstifter und Verantwortliche der kriegerischen Partei - sie
entwickelte sich auf Grund der Verschiedenheit der Religionen - im tiefsten
Abgrund angekettet wird. Das Königreich der Wütenden, das der Kluge
nachahmt, wird schließlich einig sein, und die benachbarten Orte, Städte,
Reiche und Provinzen, die einst ihre ursprünglichen Wege verließen, um sich
dafür festentschlossen, in tiefe Gefangenschaft zu begeben, sind insgeheim
von ihrer Freiheit losgelöst worden.

   Die vollkommene Religion verloren, beginnen sie, sich auf die linke Seite zu
schlagen, um auf die Rechte zurückzukehren. Sie werden das Heilige mit ihrer
ehemaligen, lange Zeit umkämpften, Schrift zurückbringen, so daß, nachdem
der große Hund, der größte Schurke, hervorkommt, alles zerstören wird. Auch
das, was vor der Vollendung war. Die Tempel werden wieder wie zur ersten
Zeit errichtet, die Geistlichkeit wird erneut in ihren ursprünglichen Stand ein-
gesetzt. Und diese wird fortfahren zu buhlen und sich zu verkaufen. Sie wird in
Völlerei schwelgen und tausend Untaten begehen. Und während sie nahe bei
einer neuen Verwüstung anlangen, ist es doch zu dieser Zeit, daß sie zu ihrer
höchsten und erhabendsten Würde gelangen. Sie errichten sich Machthaber
und manches Militär. Und diesen werden die beiden Schwerter abgenommen,
und es wird ihnen nichts zurückbleiben, was sie kennzeichnet. Dadurch und
durch den Weg der krümmung, den sie herbeiziehen, bringen sie das Volk
dazu, nach rechts zu gehen, und sie sind nicht gewillt, ihnen wegen dem
entgegengesetzten Ziel der scharfen Macht nachzugeben.

  Da sie der Erde angehören, wollen sie so lange reizen, bis aus einem Zweig,
der Sterilen jener geboren wird, der das gesamte Volk von der leutseligen und
freiwilligen Sklaverei befreien wird. Er unterstellt sich der Schule des Mars und
beraubt Jupiter all der Ehren für die freie Stadt, weil sie in einer anderen kleinen
"Mesopotamie" besteht und gelegen ist. Das Oberhaupt wird aus der Mitte
geworfen und an einen anderen Ort gebracht. Es hat keine Kenntnis von der
Konspiration der Verschwörer mit dem zweiten "Trasibulus", der dies lange
vorbereitete. Dann werden die Unreinheiten der Greuel mit großer Schande
bekannt und verachtet; verfinstert in der Dunkelheit des Lichts..

Dies wird gegen Ende seiner Herrschaft aufhören, und die Kirchenober-
häupter werden weit hinter der Liebe Gottes zurückstehen und viele von ihnen
dem wahren Glauben abtrünnig sein. Über drei Sekten werden sie ein wenig
ins Wanken kommen, wie jene aus der Mitte, durch die Götzendiener. Die
Erste wird aus Europa total vertilgt; die Dritte schließlich im größten Teil von
Afrika ausgerottet, mittels der Armen im Geiste, die durch wollüstige Unzucht
erzeut und erwachsen wurden. Das Volk wird sich erheben, jene unter-
stützend, die die Anhänger der Gesetzgeber verjagen. Es hat den Anschein,
daß die Regierungen durch die morgenländischen Völker so geschwächt
werden, daß Gott, der Schöpfer, Satan aus den höllischen Gefängnissen
wünscht, damit die großen "Gog" und "Magoh" geboren werden sollen. Diese
bringen den Kirchen einen so großen, abscheulichen Bruch, daß weder die
Roten, noch die Weißen, die ohne Augen und ohne Hände sind, weiterhin
entscheiden können. Ihre Macht wird ihnen genommen und den Kirchen wird
eine so große Verfolgung zuteil, wie niemals zuvor.

    Und über diese Begebenheiten wird eine so große Pest geboren, daß von
drei Teilen der Welt mehr als zwei verlorengehen, So, daß man die Zugehö-
rigkeit der Felder und Häuser nicht mehr erkennen kann und das Gras in den
Städten höher als kniehoch wächst. Der Geistlichkeit wird völlige Verwüstung
zuteil. Das, was von der Stadt der Sonne, von Malta und von den "Stecades"-
Inseln zurückkommt, werden die Kriegerischen an sich reißen, und die große
Hafenkette, über die ein Trottel die Herrschaft ergreift, wird offen sein. Über die
Meeresküste kommt es zu einem neuen feindlichen Einfall. Man will das heilige
"Castulum" von der ersten mohammedanischen Wiedereinnahme befreien.
Der Angriff ist nicht vergeblich und am früheren Heimatort Abrahams findet ein
Angriff durch die Verehrer der Jovialisten statt. Diese Stadt "Achems" wird mit
aller Macht und von allen Seiten umringt und durch das Militär bestürmt. Deren
Seestreitkräfte werden durch die Abendländer geschwächt, und dieser Herr-
schaft wird eine große Verwüstung widerfahren.

   Die größten Städte werden entvölkert, und jene, die einrücken, werden mit
der Rache des Zorns Gottes bestraft. Das Grab der so großen Verehrung wird
lange Zeit unter dem Herrscher dem allgemeinen Blick der Augen des
Himmels, der Sonne und des Mondes erhalten bleiben. Der "Heilige Ort" wird
zur Unterkunft für kleine und große Heerden und unheiligen Substanzen
angepaßt. Oh, welch unglücksvoller Kummer wird den schwangeren Frauen
dieser Zeit zuteil!.

   Während dieser Zeit wird vom ersten morgenländischen Oberhaupt durch
die Nördlichen und Abendländischen der größte Teil aufgewiegelt, besiegt,
getötet und verfolgt. Der Rest ist auf der Flucht. Die Kinder seiner verschie-
denen Frauen werden gefangengenommen. Zu dieser Zeit erfüllt sich die
Prophezeiung des königlichen Propheten: Auf daß er die Seufzer der Ge-
fangenen höre, die Söhne der Gefallenen befreie.
Welch große Auflage,
die zu dieser Zeit den Fürsten und Stadthaltern der Königlichen auferlegt wird!
Gleichfalls jenen, die am Meer und morgenländisch sind. Ihre Sprache
vermischt sich mit der großen Gesellschaft der lateinischen Sprache. Die
Araber werden durch den punischen Umgang diese Könige jagen, verfolgen
und ausrotten; nicht nur durch die Streitkräfte der Könige von Aquilon, auch
durch die nahe Verwandtschaft mit unserem Jahrhundert und durch das
Vermögen der drei Vereinigten, wobei durch hinterlistige Fallen insgeheim
einer den Tod für den anderen sucht. Und die Erneuerung des Triumvirat
wird währen.

    Sieben Jahre wird sich der Ruf dieser Sekte über die Welt ausdehnen und
das Opfer der heiligen und unbefleckten Hostie wird durchgeführt werden. Zu
dieser Zeit werden die Herren - zwei davon im Namen von Aquilon - über die
Morgenländischen siegreich sein. Sie erheben so großen Lärm und Kriegs-
geschrei, daß das ganze Morgenland wegen dem Schrecken dieser Brüder,
die keine aquiolonischen Brüder sind, erzittert. Und was das betrifft, SIRE,
daß ich für diese Abhandlung fast verworrene Vorhersagen mache und nicht
genau schreibe, wann dies wohl stattfinden wird. Und daß auch das Auftreten
jener Vorhersagen sowie die Zählung der Zeit, die dann folgt, überhaupt nicht,
oder nur wenig mit dem Obersten übereinstimmt. Dies mehr durch den
astronomischen Weg, als durch andere Wege; gleich der Heiligen Schrift, die
sich niemals irren kann. So könnte ich doch für jeden Vers die genaue Zeit
festsetzen: Aber es wäre für alle nicht angenehm, Ereignisse und Zeiten in
Einklang zu bringen, außer natürlich, SIRE, daß Ihre Majestät mir nicht die
einfache Macht gewähren, dies zu tun, um nicht den Verleumdern Grund zu
geben, mich zu töten.

    Dennoch, die Jahre seit der Erschaffung der Welt bis zur Geburt Noahs
zählend, sind 1506 Jahre vergangen. Seit der Geburt Noahs bis zur vollkom-
menen Herstellung der Arche, der Sintflut näherrückend, vergingen 600 Jahre.
Ob diese Jahre zur Sonne oder zum Mond gehören, oder zu den zehn Ver-
mischungen, da glaube ich das, was die Heilige Schrift sagt, daß sie zur
Sonne gehörten. Und am Ende von diesen sechs Jahren betrat Noah die
Arche, um sich vor der Sintflut zu retten, die allgemein auf der Erde herrschte.
Und sie dauerte ein Jahr und zwei Monate. Seit dem Ende der Sintflut bis zur
Geburt Abrahams verging eine Anzahl von 295 Jahren. Seit der Geburt
Abrahams bis zur Geburt Isaaks vergingen 100 Jahre. Und von Isaak bis zu
Jakob 60 Jahre. Von der Stunde, da er sich auf Ägypten einließ, bis zum
Auszug, vergingen 130 Jahre. Und seit dem Erscheinen von Jakob in Ägypten
bis zum Auszug von dort, vergingen noch einmal 430 Jahre.

   Und seit dem Auszug aus Ägypten bis zur Erbauung des Tempels durch
Salomon im vierten Jahr seiner egentschaft, vergingen 480 oder achtzig Jahre.
Und seit der Erbauung des Tempels bis zu Jesus Christus, gemäß der Be-
rechnung der Ausleger der Religion, vergingen 490 Jahre. Und daher, durch
diese Berechnung, die ich gemacht habe, gesammelt aus der Heiligen Schrift,
sind es ungefähr 4173 Jahre und acht Monate, mehr oder weniger. Nun aber,
von Jesus Christus an, wegen der Verschiedenheit der Sekten, lasse ich ab.
Ich habe die gegenwärtigen Prophetien alle gemäß der Ordnung der Kette, die
ihren Verlauf halten möge, durch die astronomische Lehre und gemäß meines
natürlichen Instinkts überrechnet und ausgerechnet.

   Man wird es von der Zeit an begreifen, da Saturn seine Rückläufigkeit
beginnt, ab dem Siebten des Monats April bis zum 15. August, Jupiter vom 14.
Juni bis zum 7. Oktober. Mars vom 17. April bis zum 22. Juni, Venus vom 9.
April bis zum 22. Mai, Merkur vom 3. Februar bis zum 24. des besagten. Da-
rauffolgend dann der 1. Juni bis zum 24. desselben und vom 25. Septembers
bis zum 16. des Oktober. Saturn im Steinbock, Jupiter im Wassermann, Mars
im Skorpion, Venus in den Fischen, Merkur einen Monat im Steinbock, Was-
sermann und Fische, der Mond im Wassermann, der Kopf des Drachen in der
Waage: Der Schweif setzt in seinem Zeichen gegenüber eine Zusammenkunft
von Jupiter mit Merkur fort, mit vierfachem Aspekt von Mars mit Merkur. Und
der Kopf des Drachen wird mit dabei sein, bei einer Zusammenkunft der Sonne
mit Jupiter.

   Das Jahr wird friedlich und ohne Verfinsterung sein und es wird der Anfang
sein, daß man das, was währen wird, versteht. In diesem Jahr beginnt die
größte Verfolgung gegen die christliche Kirche, so wie sie nicht einmal in Afrika
gemacht wurde. Und dieses wird währen bis hierher in das Jahr Tausend-
siebenhundertzweiundneunzig (1792). Man wird glauben, daß sich das Jahr-
hundert in einer Erneuerung befindet.

   Danach beginnt sich das römische Volk wieder aufzurichten und kann einige
dunkle Wolken vertreiben. Dadurch erlangt es ein wenig von seinem ehema-
ligen Glanz zurück, nicht jedoch ohne große Teilung und unaufhörliche
Veränderungen. Venedig wird danach in großer Kraft und Macht seine Flügel
hoch erheben, die Streitkräfte des antiken Roms aber nicht sehr beeindrucken.
Und in diesen Zeiten werden, durch nördliche Unterstützung, große byzantin-
ische Schiffe den Ligurischen zugestellt. Es kommt zu einigen Hindernissen,
da den beiden aus Kreta nicht die Treue gehalten wird. Die Bögen, errichtet
durch die alten Krieger, werden von den Wellen Neptuns mitgenommen.
Im adriatischen Raum wird große Zwietracht herrschen. Das was vereint ist,
wird getrennt werden. Das was zum Vorschein kommt, wird sich dem Haus
nähern. Auch die große Stadt, das Mesopotanien von Europa, den "Pempetan"
in sich enthaltend, auf Fünfundvierzig, und andere auf Einundvierzig, Zweiund-
vierzig und Siebebunddreißig.

   In diesen Zeiten und in diesen Ländern arbeitet die höllische Macht gegen die
Kirche von Jesus Christus. Es ist die Macht der Feinde seines Glaubens, was
der zweite Antichrist sein wird. Dieser wird eben diese Kirche und ihre wahren
Stellvertreter verfolgen, mittels der weltlichen Macht der Könige, die durch ihre
Unwissenheit verführt - durch Reden, die schärfer sind, als jedes Schwert in
den Händen des Unvernünftigen! Die Regentschaft des Antichristen wird nicht
länger dauern, als bis zur Bestimmung der Geburt nahe des Jahrhunderts und
einer anderen in der Stadt von "Plancus" (Lyon?). Dies wird begleitet von den
Gewählten von "Modone Fulcy", durch Ferrare, welche aufrechterhalten
werden durch "Adriatische Liguriens" und durch die Nähe der großen "Trina-
crie": Dann wird Ionien den Berg überqueren. Das französische Volk wird von
einer so großen Zahl begleitet sein, daß man weit davon entfernt ist, dem
Oberhaupt seinen großen Glauben anzubieten. Und einige Zeit danach wird
das Blut der Unschuldigen durch die Schuldigen, die etwas mächtiger sind,
verschwenderisch vergossen:

   Dann wird durch große Fluten die Erinnerung der Dinge - auch beinhaltend
die schriftlich verfertigten Urkunden - einen unzählbaren Verlust erleiden.
Ebenso die Briefe, die den Nördlichen durch den göttlichen Willen überlassen
wurden, und für eine Zeit verbindet Satan. Dann aber wird ein allgemeiner
Friede unter den Menschen herschen und die Kirche von Jesus Christus wird
von allen Leiden befreit, auch wenn die "Azostains" Gift und ihre verpestete
Verführung in den Honig mischen wollen. Und es wird auch dem siebten
Jahrtausend entspringen, daß das Allerheiligste von Jesus Christus nicht durch
die Ungläubigen, die der Nordwind bringt, vernichtet wird. Die Welt rückt näher
an einen großen Krieg, auch wenn durch meine Berechnungen in meinen
Vorhersagen der Lauf der Zeit sehr viel weiter geht.

    In dem Brief, den ich vor einigen Jahren meinem Sohn Cäsar Nostradamus
widmete, habe ich einige Punkte ohne Vorhersage sehr offen angegeben.
Aber hier, oh SIRE, sind mehrere große und wunderbare Ereignisse zusam-
mengafaßt, welche jene, die danach kommen, sehen werden. Und in der Zeit
dieser astrologischen Berechnung wird die Verfolgung der geistlichen Men-
schen durch die Macht der nordischen Könige, vereinigt mit den morgenländi-
schen, seinen Ursprung nehmen. Diese Verfolgung wird elf Jahre dauern, oder
etwas weniger, da zu dieser Zeit der höchste nordische König schwach wird.
Sind diese Jahre vollendet, wird sein südlicher Verbündeter unvermutet dazu-
kommen, der über einen Zeitraum von drei Jahren die Menschen der Kirche
wieder sehr stark verfolgen wird. Dies durch die apostolische Verführung von
einem, der die ganze, unumschränkte Macht der Kriegskirche hält. Und das
heilige Volk Gottes, Bewahrer seines Glaubens, und alle Ordnung der Religion,
wird ungemein verfolgt und derart gequält, daß das Blut der wahren Geistlichen
überall schwimmt.

   Und einem dieser schrecklichen, für kurze Zeit herrschenden Könige, werden
durch seine Anhänger solche Lobpreisungen zuteil, daß er mehr menschliches
Blut der unschuldigen Geistlichkeit vergießt, als jemand an Wein hätte. Dieser
König wird unglaubliche Freveltaten begehen. Das Menschenblut wird durch
die öffentlichen Straßen und Kirchen strömen, wie das Wasser bei heftigem
Regen. Durch Blut werden nahe Flüsse rot gefärbt und durch einen anderen
Seekrieg färbt sich das Meer rot, daß der Bericht eines Königs an den anderen
besagen wird: Durch Seekriege färbt sich das Wasser rot.

   Dann wird im gleichen Jahr und in den kommenden die schrecklichste, ver-
heerende Seuche folgen, die vortrefflichste, da vorhergehend eine Hungersnot
herrschte. So große Leiden in allen lateinischen Gebieten, wie sie nie zuvor
seit der Gründung der christlichen Kirche erschienen sind. Spuren davon auch
in einigen Ländern Spaniens. Dann, zu dieser Zeit, schützt der dritte König. Er
wird eine sehr große Armee aufstellen, durch die Bezirke seiner letzten Vor-
fahren und Urgroßväter ziehen und einen Großteil wieder in seinen alten Stand
zurücksetzen; auch den große Stellvertreter der "Kappe"! Aber verwüstet und
hernach von allen verlassen, wird die Heilige Verordnung umgedreht und
durch das eidentum zerstört. Das Alte und Neue Testament werden heraus-
geschlagen und verbrannt. Dann wird der Antichrist selbst zum höllischen
Fürsten, und noch einmal - zum letzten Mal - werden alle Königreiche der
Christenheit, auch die der Ungläubigen, für den Zeitraum von 25 Jahren
erzittern!

    Es wird zu schweren Kriegen und Schlachten kommen. Ortschaften,
Städte, Schlösser und alle anderen Gebäude werden niedergebrannt, ver-
wüstet und zerstört. Großes Blutvergießen selbst unter den Jungfrauen,
Verheirateten und Witwen! Säuglinge werden gegen die Mauern der Städte
geschleudert und zerschmettert! So viel Böses trägt sich durch Satan, den
Höllenfürsten, zu, daß sich fast die ganze Welt in einem zerstörten und
verwüsteten Zustand befindet. Vor diesen Ereignissen werden einige unge-
wöhnliche Vögel durch die Luft "Huy huy" schreien, um nach einiger Zeit
wieder zu verschwinden. Und nachdem diese Schicksalsschläge lange Zeit
angedauert haben, wird sich fast eine andere Regentschaft des Saturn
erneuert haben. Das goldene Zeitalter , Gott der Schöpfer, wird - das Unglück
seines Volkes vernehmend - sprechen. Satan wird in die Tiefe des Abgrundes
getan, ins tiefe Grab geworfen. Darauffolgend herrscht ein allgemeiner Friede
zwischen Gott und den Menschen, verbindend, für den Zeitraum von ungefähr
tausend Jahren. Er wird der geistlichen Macht ihre riesige Kraft zurüchgeben
und dann alles lösen.

   Alle diese Bilder sind mittels der heiligen Schrift genau angepaßt an die
sichtbaren, himmlichen Dinge, nämlich durch Saturn, Jupiter, Mars und die
anderen Verbundenen, wie man es außerdem genauso durch einige Vierzeiler
sehen kann. Ich hätte das eine mit dem anderen noch besser anpassen und
noch gründlicher berechnen können; aber ich weiß, oh durchlauchtigster
König, daß einige Kritiker Bedenken haben werden, was auch der Grund dafür
ist, meine Feder zurückzuziehen und mich meiner nächtlichen Ruhe
hinzugeben:

   Vieles aber, oh allmächtigster König, wird sich in Kürze mit Gewiss-
heit klar erweisen, aber ich konnte nicht alles in die-sen Brief an Sie
hineinschreiben; ich wollte es auch nicht. Aber zum Verständnis sollen
gewisse, schreckliche Dinge nur in wenigen Weissagungen berührt
werden. Und derart groß sind Sie in Ihrer Menschenliebe und in der
Ehrfurcht vor den Göttern, daß Sie allein den Namen des mächtigsten
und christlichsten Königs verdienen. Es ist offenkundig, daß Sie allein
würdig sind, die höchste Autorität in allen religiösen Dingen zu erhalten.


   Aber so ersuche ich Sie nur, oh gnädigster König, durch diese Ihre einzig-
artige und verständige Menschenliebe, den Wunsch meines Herzens zu ver-
stehen, und um die untrügliche Meinung Ihrer durchlauchtigsten Majestät,
welcher ich zu gehorchen habe, seit meine Augen so nahe Ihrem Sonnenglanz
waren, daß die Erhabenheit von Salon weder erreicht noch erbittet werden
kann, diesen 27. Juni 1558.

Gefertigt von Michel Nostradamus in Salon in der Provinz Petri

Anmerkung:
Die Absätze wurden einer besseren Lesbarkeit wegen eingebaut. Im Original
ist der gesamte Text absatzlos durchgeschrieben. Die hier fett geschriebenen
Sätze wurden auch im Original hervorgehoben (lateinische Phrasen).